Interview über die Physiotherapie-Ausbildung

Veröffentlicht von Rosi Würtz am

Die Physiotherapie ist ein Handwerk, in dem neben körperlicher Arbeit auch eine Menge Kopfarbeit geleistet werden muss. In der konkreten Therapiesituation bilden Patient:in und Therapeut:in das Zentrum der Aktion, neben vielen weiteren beeinflussenden Faktoren.

Nach dem Abitur studierte ich zunächst Soziologie, Neuere Deutsche Literaturwissenschaft, Kommunikationsforschung und Phonetik (Universität Bonn). Neben meinem Studium war ich als Fitness-Trainerin im Hochschulsport tätig, um der grauen Theorie der Hörsäle mehr Bewegung entgegenzusetzen. Die Idee, die Physiotherapie-Ausbildung zu absolvieren, kam erst sehr viel später auf.

Ausflüge in die Praxis

Ich kombiniere erlangtes Wissen unheimlich gerne mit praktischem Handeln. Oder platt formuliert: Nur Theorie geht für mich nicht! Deswegen stelle ich mir immer wieder die Frage: Welche gesellschaftlichen und persönlichen Ziele verfolge ich mit meiner Forschungsarbeit und mit meinem alltäglich Tun überhaupt? Glücklicherweise wird das Thema „Offene Wissenschaft“ mittlerweile immer häufiger öffentlich diskutiert und erlangt in diversen Forschungsprojekten nachhaltig einen wirksamen Stellenwert. Als Beispiel möchte ich in diesem Zusammenhang das MULTIPLIERS Projekt (EU-Horizon-2020-Projekt) nennen.

Meine Erfahrungen, die ich während meiner Ausbildung zur Physiotherapeutin in der Praxis sammeln durfte, helfen mir, den Spagat zwischen Theorie und Praxis stabil zu halten. Eine schwere Sportverletzung hatte mich während meines Promotionsstudiums (ebenfalls in der Soziologie) zwischenzeitlich dahin gegrätscht. In der Rehabilitationsphase meines Kreuzbandrisses, den ich mir während eines Basketball-Spiels zugezogen hatte, lernte ich die Physiotherapie und ihre spannenden Handlungsprozesse kennen. Vor lauter Begeisterung vor allem für die Kommunikationsprozesse innerhalb dieses Gesundheitsberufes absolvierte ich eine Ausbildung zur staatlich anerkannten Physiotherapeutin. Noch während meines Promotionsversuchs in der Soziologie machte ich die staatlich anerkannte Ausbildung zur Physiotherapeutin. Warum? Das erzähle ich hier in diesem Kurzinterview:

Kurzes Interview über die Physiotherapie-Ausbildung mit Kathrin Rosi Würtz

Wieso, weshalb, warum eine Physiotherapieausbildung?! Es klingt schon ein wenig nach Wahnsinnigkeit: Da schreibe ich gerade an meiner Doktorarbeit über Boxfilme, trainiere fleißig im Boxclub und werde während eines Aufwärm-Basketballspiels – getrieben von sportlichem Übereifer – durch eine dumme Verdrehung meines Knies komplett aus meiner Bahn geworfen. Während der Reha lag ich frustriert und um ein paar Grad mehr Kniebeugung kämpfend auf der Therapieliege und beobachtete mein Umfeld, ganz in meiner Soziologinnenmanier.

Warum ich die Ausbildung zur staatlich anerkannten Physiotherapeutin gemacht habe! Beobachten gehört nun mal zum Handwerkzeug der Soziologie und das kann auf Therapieliegen auch unter Schmerzen nicht einfach abgestellt werden. Was durfte ich dort zwischen Gymnastikmatten, Massagecreme und Therabändern entdecken: Einen der interessantesten und bewegendsten Berufe, die mir je über den Weg gelaufen sind!

„Beobachtungen aus erster Hand sind angesagt: Setzen Sie sich in die Empfangshallen der Luxushotels und auf die Treppenstufen von Abrißhäusern, machen Sie es sich auf den Polstergarnituren der Reichen ebenso bequem wie auf Holzpritschen im Obdachlosenasyl… Mit einem Wort, machen Sie sich die Hände schmutzig mit realer Forschung!“ (Ezra Park)*

*Zitatquelle: Flick, Uwe (1995): Handbuch qualitative Sozialforschung: Grundlagen, Konzepte, Methoden und Anwendungen. Weinheim. Seite 189.

Eine Tatsache irritierte mich jedoch: In der deutschen Physiotherapie wird noch sehr wenig geforscht! Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit soziologischen Themen innerhalb der Physiotherapie ist ein total unterbelichtetes Thema. Na, prima! Gefundenes Fressen für eine bekloppte Soziologin wie mich. Und da war ich nun mit einem Kopf voll von Forschungsfragen und wollte diesen Beruf von der Pike auf lernen, um später einmal Theorie und Praxis optimal verbinden zu können. Meine studentische Tätigkeit als Fitnesstrainerin im Hochschulsport bildete eine fruchtbare Grundlage, auf der eine Ausbildung zur Physiotherapeutin gut aufbauen könnte.

Doch die Soziologie lies mich auch während meiner Ausbildungszeit nicht los. So übernahm ich kurzerhand im zweiten Ausbildungsjahr den Kommunikationsunterricht für den Unterkurs. Auch die wissenschaftlichen Fortbildungen beschäftigten sich immer wieder mit dem Thema Kommunikation im Gesundheitsbereich. Als Physiotherapeutin habe ich einen sehr praktisch orientierten Beruf sehr nah an Menschen erlebt. Auch wenn ich derzeit nicht mehr regelmäßig in diesem Arbeitsfeld aktiv bin, so hat mich diese Zeit nachhaltig geprägt.

Berichte über meine Zeit während der Physiotherapie-Ausbildung

Drei Jahre dauerte meine Ausbildung zur staatlich anerkannten Physiotherapeutin. Nach ein paar Monaten erstellte ich eine Website mit Weblog, um über meine Ausbildungszeit zu berichten. Ergebnis war eine Online-Präsentation, die auf BackStagePHYSIO.de bis vor kurzem abrufbar war. Aufgrund von Zeitmangel habe ich Anfang 2024 beschlossen, den Physio-Content auf meine persönliche Website zu packen und meine Kräfte zu bündeln. Die Inhalte gehen somit nicht verloren und bleiben weiterhin verfügbar. Ein fester Bestandteil von BackStagePHYSIO.de waren eine Interviewreihe, die ich mit Bewegungsmenschen geführt habe. Diese Interviews werde ich auch in Zukunft immer mal wieder hier auf rosiwuertz.de veröffentlichen.

Wer mehr über meine Physiotherapie-Ausbildung erfahren möchte, der kann hier weiterlesen (Klick auf folgendes Bild).

BackStagePHYSIO-Interviews mit Bewegungsmenschen

In meinen BackStagePHYSIO-Interviews stelle ich ganz unterschiedlichen Menschen „eine Hand voll Fragen“ über ihr Leben in Bewegung: Physiotherapeut:innen, Sportler:innen, Künstler:innen und vielen anderen mehr. Die Idee zu dieser Interviewreihe entstand während der Examensphase meiner Physiotherapie-Ausbildung. Im Lauf der Jahre sind wirklich spannende und bewegende Interviews zusammengekommen.

Interviewpartner:innen gesucht!

Wer mir eine Hand voll Fragen beantworten möchte, kann mir gerne eine kurze Nachricht via E-Mail an rosi@wuertz-media.de senden. Interessierten sende ich dann die Fragen schriftlich zu. Unser Interview wird dann hier auf dieser Website hochgeladen und veröffentlicht. Gerne können auch Fotos / Bildmaterial (KEIN Muss!) mitgeschickt werden, damit ich das Interview auch visuell ansprechend gestalten kann.

Lasst euch von meinen bisherigen Interviewpartner:innen inspirieren und bleibt in Bewegung, denn Gesundheit hängt essenziell mit einem bewegten Leben zusammen. Über eure Kommentare und Reaktionen freue ich mich. Viele Grüße aus Bonn-Oberkassel, Rosi

Bisher standen mir Rede und Antwort (A-Z):

Prost und ein Hoch auf die Physiotherapie!

PS: Im Interview „Praxis statt Promotion“ mit Coachingzonen Wissenschaft, erzähle ich ausführlich über meinen Weg in die Physiotherapie.

Publikationen über Gesundheitsthemen


Rosi Würtz

Soziologin mit den Schwerpunkten Digitalisierung und Gesundheit, derzeit Promotion (Uni Bonn) über betriebliche Gesundheitskommunikation von Krankenhäusern in sozialen Medien, staatlich anerkannte Physiotherapeutin mit einem Faible für Paläontologie und Raumfahrt

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