Interview mit Maschinenbau-Ingenieurin Olympia Kyriopoulos

Veröffentlicht von Rosi Würtz am

Dr. Olympia Kyriopoulos hat einen großen Traum, der eventuell bald in Erfüllung gehen könnte: Sie möchte als erste deutsche Astronautin ins Weltall fliegen. Die promovierte Maschinenbau-Ingenieurin arbeitet seit über zehn Jahren in der Raumfahrtbranche. Sie ist eine von 86 Kandidatinnen im Auswahlverfahren des Projekts „Die Astronautin“. Im November 2016 ist die leidenschaftliche Sportlerin die Original-Marathon-Strecke in Griechenland gelaufen.

Weitere interessante Links stehen am Ende des Interviews, u.a. ihr Bericht über einen ihrer Parabelflüge.

Eine Hand voll Fragen an Olympia Kyriopoulos

Frage 1: Welche Rolle spielt Bewegung in deinem Leben?

Olympia Kyriopoulos: Bewegung ist mir sehr wichtig in meinem Leben. Neben meiner Leidenschaft für die Raumfahrt haben mich seit meiner Kindheit Sport und Musik immer begleitet, weil unsere Eltern großen Wert auf einen ganzheitlichen Bildungsweg gelegt haben, d.h. dass Körper (Sport) und Seele (Musik) immer in Einklang sind. Ich denke, dass diese „Ventile“ auch der Grund dafür sind, dass ich belastbar bin, in angespannten Situationen zur Ruhe finde und Geduld beweise.

Mein Sprungseil habe ich auf Reisen immer im Handgepäck, denn auch nur 5 Minuten Springen / Bewegung mit frischem Sauerstoff-Austausch machen das Hirn frei. Und da ich bis heute nie ein Auto besessen habe, ist mein Fahrrad neben meinen Füßen mein Hauptfortbewegungsmittel.

Speziell zu den Sportarten: Schwimmen (seit meinem 4. Lebensjahr), über die Jahre hinzugekommen: Laufen (Halbmarathons, 1. Marathon in Athen am 13.11.2016), Radfahren, Kombination als Triathlon (Staffel-Fun-Wettkämpfe), Fußball, Klettern, Tae Bo, Tauchen und ab und zu Yoga zum Dehnen und Ruhen ;-)

Frage 2: Du möchtest als erste deutsche Astronautin ins All fliegen. Wie sieht dein Trainingsalltag aus?

Olympia Kyriopoulos: Mein Trainingsalltag ist unabhängig von „Die Astronautin“, ich habe dafür kein spezielles Trainingsprogramm. Seit meiner Kindheit treibe ich Sport, damals 4x pro Woche mit Fokus auf Schwimmen (beim DSW 1912 Darmstadt) und mit Freunden Fußball spielen. Über die Jahre habe ich an weiteren Sportarten Gefallen gefunden und treibe heute sogar noch öfter Sport mit abwechselnden Disziplinen. (6x pro Woche… je älter du wirst, desto mehr solltest du Deinen Körper fit halten, ich will ja schließlich 100 Jahre alt werden)

Und wie mein Alltag tatsächlich aussieht? Früh aufstehen (zwischen 06:00-06:30 Uhr), erst einmal 15 Minuten Seil springen zu Powermusik, anschließend 45 Minuten Kraftprogramm (klassisch Bauch-Beine-Po) mit Dehnübungen und ein bisschen Yoga am Ende. Dann gehe ich entweder mittags oder abends mit Kollegen laufen. Manchmal laufe ich auch vormittags alleine anstelle des Kraftprogramms, falls kein Kollege Zeit hat. Zum Schwimmen, Klettern oder Radfahren treffe ich mich spontan, einem Schwimmverein bin ich hier in Zürich noch nicht beigetreten.

Frage 3: Wie halten sich Astronauten im All fit?

Olympia Kyriopoulos: Es ist bekannt, dass sich Muskel- und Knochenmasse im All schneller abbauen als hier auf der Erde, weil wir diese Systeme aufgrund der Schwerelosigkeit nicht belasten. Daher ist es sehr wichtig, dass Astronauten auf der Internationalen Raumstation – bekannt als ISS – dem entgegenwirken, vorbeugen und ausreichend (2 Stunden) Sport treiben. Wie im Detail das individuelle Sportprogramm des jeweiligen Astronauten aussieht, das weiß ich nicht.

Es sind unterschiedliche Trainingsgeräte an Bord der ISS aufgebaut, wie Laufband, Fahrrad-Ergometer, aber aufgrund der Schwerelosigkeit sind die Geräte angepasst und Astronauten müssen sich speziell darauf vorbereiten, wie z.B. Angurten vor dem Laufen. Einige Versuchsaufbauten kenne ich noch von Parabelflugkampagnen, interessante Technik. Übrigens würde ich so gerne einen Marathon an Bord der ISS laufen, wenn ich Astronautin werde.

Frage 4: Wie motivierst du dich, wenn du mal keine Lust auf eine Trainingseinheit hast?

Olympia Kyriopoulos: Ganz ehrlich, das kommt sehr selten vor, weil mir Sport viel Freude bereitet und Ausgleich gibt. Der Wecker klingelt, und ich stehe auf, in der Vergangenheit hatte ich manchmal auch Training um 05:00 Uhr. Viele Sportler werden wohl bestätigen, dass Disziplin wichtig ist. Es ist perfekt, um auch mental einen Gang runter zu schalten, neue Ideen zu sammeln und gestärkt neue Aufgaben zu bewältigen mit kühlem und klaren Kopf.

Ich weiß noch, wie meine Mutter zu Abi-Zeiten gesagt hat, wir sollen neben dem Pauken weiterhin zum Sport gehen, das würde helfen. Und sie hat Recht behalten. Auch für diesen Impuls bin ich meinen Eltern sehr dankbar.

Frage 5: Welche Erkenntnisse erhoffst du dir von deinem ersten Besuch im Weltraum?

Olympia Kyriopoulos: Es gibt bereits sehr viele Erkenntnisse in unterschiedlichsten Bereichen (u.a. Physik, Materialwissenschaften, Biowissenschaften, Humanmedizin) , die über Jahrzehnte durch Forschung unter Weltraumbedingungen gewonnen wurden und täglich noch werden. Weltweit forschen Teams auf der Erde unter simulierten Schwerelosigkeitsbedingungen und auch an Bord der ISS für uns Menschen hier auf der Erde.

Ein wichtiges Thema bleibt die Erkundung des menschlichen Körpers. Vieles ist noch ungeklärt, und leider sind die Datensätze zur Physiologie der Frauen in der Unterzahl. Deshalb erhoffe ich mir von der Mission dazu beizutragen, mehr über den weiblichen Körper zu erfahren (Herz-Kreislaufsystem, Muskulatur, Körpertemperatur, Hormonhaushalt, Sinnesorgane).

Welche genauen Erkenntnisse ich mir von meinem ersten ISS-Besuch erhoffe, ist schwer zu sagen, da vieles unbekannt ist. Ich erhoffe mir generell, Erkenntnisse zu gewinnen, die für Langzeitmissionen wichtig sind. Denn längerfristig betrachtet, benötigen wir diese weiblichen Daten, bevor ein Paar zum Mond oder zum Mars fliegt und sogar Themen wie Fortpflanzung näher in Betracht gezogen werden.

Vielen herzlichen Dank für dieses Interview!


Webseite von Dr. Olympia Kyriopoulos: www.olympiaspace.com

Bericht über einen Parabelflug und die Forschungsarbeit während der Promotion: „22 Sekunden – und viele Monate: Ein langer Weg bis zum Forschen unter Schwerelosigkeit“

Infos zum Projekt „Die Astronautin“: www.dieastronautin.de & www.facebook.com/DieAstronautin

Website der DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt): www.dlr.de


Rosi Würtz

Soziologin mit den Schwerpunkten Digitalisierung und Gesundheit, derzeit Promotion (Uni Bonn) über betriebliche Gesundheitskommunikation von Krankenhäusern in sozialen Medien, staatlich anerkannte Physiotherapeutin mit einem Faible für Paläontologie und Raumfahrt

3 Kommentare

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