Interview mit Physiotherapeutin Kathrin Rosi Würtz
Frage 1: Was bedeutet dir das Thema „Bewegung“?
Kathrin Rosi Würtz: Tja, diese Frage ist vielleicht DIE Frage, die für mich am leichtesten zu beantworten ist. Bewegung gibt es quasi in jedem Moment meines Lebens. Selbst in den Momenten, in denen ich quasi außer Gefecht gesetzt war, spielte das Thema „Bewegung“ die entscheidende Rolle: Nämlich weiterzumachen und nicht liegen zu bleiben! Mich wieder auf meine eigenen Beine zu stellen, war bisher mal ein leichter und mal ein längerer Prozess.
Wie das Wort schon sagt: Sich auf den Weg machen! Bewegung findet auf ganz unterschiedlichen Ebenen statt. Physisch, psychisch, sozial! Aber bevor die Soziologin in mir die Überhand gewinnt, bringe ich es auf den Punkt: Bewegung finde ich in allen Bereichen meines Lebens wieder!
Frage 2: Wieso hast du die Ausbildung gemacht? Was fasziniert dich an der Physiotherapie?
Kathrin Rosi Würtz: Der Wunsch, die Ausbildung zur staatlich anerkannten Physiotherapeutin zu absolvieren, ist während meiner Kreuzband-Reha Schritt für Schritt gewachsen. Bevor ich mir während eines Basketballspiels mein vorderes Kreuzband im linken Knie gerissen habe, war ich schon ein paar Jahre Fitnesstrainerin vor allem für Gruppenkurse gewesen. Ich glaubte, dass ich meinem Fitness-Wissen eine solide und offiziell bestätigte Basis geben müsste. Während meiner Reha-Maßnahmen sah ich den Physios bei der Arbeit zu und fand es toll, dass sie Menschen mit Bewegung wieder auf die Beine halfen.
Zu dieser Zeit promovierte ich in der Soziologie und war leider von zu viel Theorie frustriert. So setze ich mir in den Kopf, auch noch einen praktischen, handfesten Beruf lernen zu wollen. Herauskamen dann zu guter Letzt drei Jahre Ausbildung und eine berufsbegleitende wissenschaftliche Weiterbildung in der Physiotherapie. Die Promotion habe ich bis dato auf Eis geleg, aber was noch nicht ist, kann ja noch werden ;-)
Frage 3: Wie hältst du dich fit und gesund?
Kathrin Rosi Würtz: Ich halte mich vor allem gesund, indem ich sportlichen Übertreibungen aus dem Weg gehe. Meine Kreuzbandruptur und vor allem die Genesungszeit danach haben mich gelehrt, dass übertriebener sportlicher Ehrgeiz ungesund ist.
Jeden Tag 10000 Schritte, gerne auch mal in etwas schnellerem Tempo, gehören zu meinem Fitnessprogramm. Außerdem habe ich eine Allergie gegen Rolltreppen und Aufzüge. Ein Hoch auf das Treppensteigen!!! Es gibt viele Möglichkeiten, sich seinen eigenen dynamischen Alltag zu gestalten.
Nichts tun gehört ebenfalls zu meinem Trainingsprogramm. Auch das darf nicht fehlen. Hinzukommen Entspannungsübungen und gemütliches Spazierengehen im schönsten Gebirge der Welt: dem Siebengebirge ;-)
Für mich ist ein bewegtes Leben der Schlüssel zu einem friedvollen und nachhaltigen Miteinander von Menschen und der sie umgebenden Natur. Wer gut auf sich Acht gibt, der tut dies gewöhnlich auch mit seiner Umwelt.
Frage 4: Welche physiotherapeutischen Handlungsfelder haben deiner Meinung nach Zukunft und warum?
Kathrin Rosi Würtz: Im Kern sehe ich die Notwendigkeit der Akademisierung. Ohne eine wissenschaftliche Unterfütterung des praktischen Handelns wird es meiner Meinung nach schwer fallen, die Physiotherapie als Fachdisziplin zu erhalten. Hinzukommt die zunehmende Digitalisierung des therapeutischen Bereichs. Ich sehe hier mehr die Vorteile einer KI-unterstützten (KI= Künstliche Intelligenz) Physiotherapie. Evidenzbasierte Physiotherapie erhält mit den neuen technischen Möglichkeiten in der medizinischen Patientenversorgung ganz neue Möglichkeiten. Der Mensch bleibt sowohl als Patient als auch als Therapeut selbstverständlich das Wichtigste!
Neben der digitalen Entwicklung sehe ich – aus persönlich eingefärbter Sicht – zwei spannende Felder, in denen sich Physiotherapeuten in Zukunft tummeln könnten:
- Betriebliche Gesundheit ist bereits jetzt ein hohes Gut, das auch von immer mehr Führungskräften für ihre Unternehmen entdeckt und für absolut wichtig eingestuft wird. Physiotherapeuten können sich mittels Maßnahmen innerhalb der betrieblichen Gesundheitsförderung ein zukunftsträchtiges Standbein aufbauen.
- Jetzt wird es etwas abgehobener im wahrsten Sinn des Wortes: Physiotherapie für Weltraumfahrer. Die derzeitgen Entwicklungen innerhalb der Raumfahrt deuten auf eine spannende Zukunft hin. Wie können Menschen in Schwerelosigkeit oder unter Mikrogravitation fit und gesund bleiben? Erste Forschungsergebnisse existieren bereits und hierzu empfehle ich das Interview mit Physiotherapeutin Gunda Lambrecht, die u.a. Dr. Alexander Gerst für seine Missionen auf der ISS (International Space Station) physiotherapeutisch begleitet hat.
Es gibt noch viele weitere spannende Themen in der Physiotherapie. Wichtig finde ich, wie bereits oben genannt, dass Forschung und Praxis verzahnt werden und sich gegenseitig für das Wohl der Menschen vorwärts bringen.
Frage 5: Und nun die typische Quadratlatschen-Frage: Welche Schuhe ziehst du am liebsten an?
Kathrin Rosi Würtz: Am liebsten watschle ich zuhause ohne Schuhe herum. Wer meine Füße schon mal gesehen hat, weiß, dass sie viel Platz brauchen. Daher benötige ich weite Schuhe für draußen, wenn’s mal über Stock und Stein gehen soll. Es sind eben wahre Quadratlatschen!
4 Kommentare
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