Interview mit Unternehmer Holger Schwan

Veröffentlicht von Rosi Würtz am

Holger Schwan ist Geschäftsführer der PROJEKTSERVICE Schwan GmbH. Gemeinsam mit seinem Team ist er vornehmlich als Messebau- und Ausstellungsbetreuer tätig. Der hauseigene Slogan bringt das Arbeitsfeld auf den Punkt: „communicate your ideas“! Das Unternehmen gewann 2017 den Ludwig als Gesamtsieger für das beste mittelständische Unternehmen im Rhein-Sieg-Kreis. Holger Schwan ist CSR-Botschafter der IHK Bonn/Rhein-Sieg und Vorstandsmitglied des Vereins Bonn läuft! e.V.

Eine Hand voll Fragen an Holger Schwan

Frage 1: Welche Rolle spielt das Thema „Bewegung“ in Ihrem Leben?

Holger Schwan: Das Thema Bewegung spielt eine sehr große Rolle sowohl in meinem beruflichen als auch in meinem privaten Leben. Ich denke, dass ich ohne die sportliche Bewegung weitaus schwerere Zeiten in der Umsetzung meines Jobs gehabt hätte. Meine Mindestanforderung an sportlicher Bewegung liegt bei 4x pro Woche. In den Hochphasen meines Berufes verbringe ich teilweise die Mittagszeit mit körperlichen, geistigen und mentalen Auszeiten. Die sportliche Bewegung ist für mich unverzichtbar für die heutige Bewältigung der Aufgaben und Kompensation der Stresssituationen.

Frage 2: Wie lautet Ihre ganz persönliche Definition von Gesundheit?

Holger Schwan: Man fühlt sich wohl in einem gesunden Körper. Daher ist auch schon das Unwohlsein oft ein Zeichen für mangelnde Gesundheit. Gesundheit ist ein Gefühl, das man zum Teil selber beeinflussen kann. Gesundheit ist Bewegung, Ernährung und maßvoller Genuss.

Frage 3: Welche gesundheitlichen Herausforderungen begegnen Ihnen in Ihrem Berufsalltag und auf welche Art und Weise meistern Sie diese?

Holger Schwan: Gesundheitliche Herausforderungen sind immer mehr psychosomatische Belastungen wie Stress, mangelnde Energieeffizienz und soziale Konflikte. Häufiges Heben, lange Montagezeiten auf Messen und aufwendige Anreisen stellen große Anforderungen an den Körper. Jeder Mitarbeiter sucht sich hier seinen eigenen optimalen Weg, damit umzugehen.

In unserer Branche ist der Druck in den letzten Jahren enorm gestiegen. Den Druck, den unser Kunde aufgrund seiner Marktsituation erfährt, bekommen wir natürlich genau so vermittelt wie den Druck, den wir selber in unserer Branche schon haben. Somit müssen wir in kürzeren Produktionszeiten und unter einem enormen Kostendruck dennoch den Kunden zufrieden stellen. Das ist für die Mitarbeiter eine hohe Belastung. Wir versuchen durch flache Hierarchien, umfangreiche Kommunikation und Reflexion, bestmögliche Arbeitsmittel und höchste Flexibilität aller Mitarbeiter untereinander den Druck zu kompensieren.

Frage 4: Wie sehen Ihrer Meinung nach smarte Arbeitsplätze aus?

Holger Schwan: Für unsere Branche sehe ich in einem smarten Arbeitsplatz, dass die Abläufe zwischen den einzelnen Gewerken durch Kommunikation und Austausch verbunden sind. Die Monteure bekommen das notwendige und bedarfsgerechte Arbeitsmittel zur Verfügung gestellt. Alle Abteilungen und Mitarbeiter können Einblick in alle Projektrelevanten Unterlagen nehmen. Somit hat auch der Lagerist möglichen Einblick in die Angebotsgestaltung oder Preissituation beim Kunden. Die Werbetechniker können an den Angeboten für den Vertrieb mitwirken und schon im Vorfeld auf mögliche Probleme einwirken. Projektleiter und Sachbearbeiter haben die Chance, auf den Montageplätzen Einblick in die Umsetzung des Projektes zu gewinnen. Verständnis für das Handeln des Kollegen ist für mich ein smarter Arbeitsplatz.

Frage 5: Welche grundlegenden Veränderungen in unserer Arbeitswelt sehen Sie in den nächsten 10 Jahren auf uns zukommen?

Holger Schwan: Der fremdgesteuerte Druck wird zunehmen. Wem nutzt es, regelmäßig im Café oder auf der Parkbank seine Mails zu beantworten, wenn durch diese Variabilität und Schnelligkeit der Eindruck auf der anderen Seite entsteht: Da geht noch mehr. Der Stress und Druck ist heute schon enorm und es wird mehr.

Sicherlich ist es toll, wenn man seine Arbeitszeit besser einteilen kann und für die Familie mehr Zeit hat. Aber wir müssen nicht ein besseres Zeitmanagement haben, sondern unser Energiemanagement verbessern. Niemandem ist geholfen, wenn man für 3 Stunden die Arbeit unterbricht, sich um Privates kümmert und dann wieder in der Arbeit aufgeht. Ebenso wenigen, wenn sich die Erholung verschiebt oder ausbleibt, weil der Schlaf weniger wird.

Wir müssen lernen, wie man optimal seine Energie und Ressourcen anwendet. Nicht: Wie viel Zeit brauche ich, um meine Arbeit zu erledigen? Sondern: Welche Energie kann ich, wann für welche Arbeit aufbringen oder bereithalten? In 10 Jahren braucht keiner mehr eine Lebensversicherung, aber alle eine Cyberversicherung. Das kann man auf die Arbeitswelt übertragen. Wir brauchen kein Zeitmanagement, sondern ein Ressourcenmanagement.

Herzlichen Dank für dieses Interview!

Kathrin Rosi Würtz [12/2017]


Rosi Würtz

Soziologin mit den Schwerpunkten Digitalisierung und Gesundheit, derzeit Promotion (Uni Bonn) über betriebliche Gesundheitskommunikation von Krankenhäusern in sozialen Medien, staatlich anerkannte Physiotherapeutin mit einem Faible für Paläontologie und Raumfahrt

3 Kommentare

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