Back @ Work: Graded Activity und arbeitsplatzbezogene Bewegungsmaßnahmen

Veröffentlicht von Rosi Würtz am

Der Text über Graded Activity ist im Rahmen einer wissenschaftlichen Fortbildung an der THIM Hogeschool voor Fysiotherapie (Utrecht, Niederlande) entstanden. Als Soziologin stellt Wissenschaft für mich ein Werkzeug dar, herkömmliches Denken zu durchbrechen und neue Perspektiven auf tradiertes Wissen zu ermöglichen. In der physiotherapeutischen Disziplin durfte ich bisher hautnah erleben, dass dieser durch und durch praktische Beruf an vielen Ecken und Kanten zu Diskussionen bezüglich der Effektivität von Therapien anregt. Die fruchtbare Kooperation von wissenschaftlicher Theorie und Praxis ist für mich ein ungeheurer Anreiz, weiterzudenken und weiterzumachen. Die Neugierde auf von mir noch nicht wahrgenommene Perspektiven ist für mich der Motor meines Denkens und Handelns.

Back @ Work: Zusammenfassung

Der komplette Text dieser wissenschaftlichen Literaturrecherche ist kostenlos als PDF „Back @ Work“ auf ResearchGate erhältlich.

Hintergrund & Problembeschreibung

Rückenschmerzen sind weltweit verbreitet und verursachen jährlich hohe Kosten auch im deutschen Gesundheitssystem. Effektive und Kosten reduzierende Therapiemaßnahmen sind daher in Bezug auf eine möglichst schnelle und nachhaltige Rückkehr an den Arbeitsplatz nach erfolgter Krankschreibung von enormer Bedeutung.

Ziel

Das Ziel dieser Übersichtsarbeit war es, den Effekt von Graded-Activity-Interventionen auf den „Return-To-Work“ von Patienten mit nicht akuten, unspezifischen Rückenschmerzen zu untersuchen. Die Ergebnisse dienen der Gestaltung einer internen Fortbildung in einer deutschen Physiotherapie-Praxis.

Fragestellung

Wie ist der Effekt von arbeitsplatzorientierten und zeitkontingenten Bewegungsinterventionen (Graded Activity) auf den „Return-To-Work“ (ermittelt über die Gesamtzahl der Arbeitsunfähigkeitstage) und auf den „Funktioneller Status“ (gemessen mit dem Roland and Morris Disability Questionnaire) im Vergleich zu herkömmlicher Versorgung (Usual Care) von arbeitsunfähigen Patienten mit nicht akutem, unspezifischen Low Back Pain im erwerbsfähigen Alter zwischen 18 und 65 Jahren?

Methode

Mittels einer systematischen Literaturrecherche in physiotherapeutisch relevanten Datenbanken wurden entsprechende Studien gefunden. Diese Studien wurden mit der PEDro-Skala bewertet.

Ergebnisse

Vier Studien wurden in diese Übersichtsarbeit eingeschlossen (ingesamt 528 Patienten). Alle Studien untersuchten den „Return-To-Work“ (primäres Outcome) bei arbeitsorientierten Graded-Activity-Interventionen im Vergleich zu Usual-Care-Interventionen. Der Funktionelle Status wurde in allen Studien als sekundäres Outcome ermittelt. Zwei Studien kamen zu dem Ergebnis, dass arbeitsorientierte Graded-Activity-Interventionen einen signifikant positiven Effekt auf den „Return-To-Work“ haben. Die anderen Studien wiesen keinen positiven Effekt auf den „Return-To-Work“ aufgrund der Graded-Activity-Interventionen auf und favorisierten die Usual Care Maßnahmen. Drei von vier Studien zeigten einen positiven Effekt der Graded-Activity-Interventionen auf den „Funktioneller Status“, der jedoch nicht klinisch relevant eingestuft wurde.

Konklusion

Die Ergebnisse der systematischen Literaturrecherche lassen vermuten, dass arbeitsplatzorientierte Graded-Activity-Interventionen einen positiven Effekt auf den „Return-To-Work“ und den „Funktioneller Status“ von Patienten mit nicht akutem, unspezifischem Low Back Pain haben könnten. Aufgrund der teils widersprüchlichen Studienergebnisse ist keine eindeutig begründbare Aussage darüber möglich, ob Graded-Activity-Interventionen grundsätzlich anderen Interventionen vorzuziehen seien.


Rosi Würtz

Soziologin mit den Schwerpunkten Digitalisierung und Gesundheit, derzeit Promotion (Uni Bonn) über betriebliche Gesundheitskommunikation von Krankenhäusern in sozialen Medien, staatlich anerkannte Physiotherapeutin mit einem Faible für Paläontologie und Raumfahrt

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