Sammlungsdigitalisierung

Veröffentlicht von Rosi Würtz am

Heute ist es mal wieder soweit: Eine weitere Runde „Kaffeeklatsch mit Wissenschaft“ mit dem Museum für Naturkunde Berlin steht auf meiner Tagesagenda. Thema dieses Mal: Sammlungserschließung und Digitalisierung. 30 Millionen Objekte, davon 15 Millionen Insekten wollen ihren Eingang in die scheinbar ewigen Archive der Erdgeschichte finden.

Digitale Sammlungserschließung: Fragen über Fragen

Handschriftlich mit Tinte geschriebene Labels und die dazugehörigen Objekte haben alle ihre jeweils eigene Geschichte. Zerfall gehört zum Leben dazu. Auch schon tote Lebewesen zerfallen weiter, das gehört einfach dazu. Aus diesem Grund ist die Sammlungsdigitalisierung so wichtig. Schließlich wollen auch zukünftige Forscher:innen wissen, wie längst ausgestorbene Tiere und Pflanzen einst ausgesehen haben.

Geweihe, Felle, in Alkohol eingelegte Tiere, Mineralien, Meteoriten, Schnecken, Seeigel, Fossilien, Expeditionstagebücher, Notizen und vieles mehr: Dr. Frederik Berger, Leiter der Abteilung Sammlungsdigitalisierung im Forschungsbereich „Zukunft der Sammlung“ am Museum für Naturkunde Berlin, hat die Aufgabe, diese Schätze der Vergangenheit für die Zukunft digital zu erfassen.

Digital für die Forschung rund um die Welt

Bei dem Thema „Insektendigitalisierung“ hat mich der bearbeitete CT-Scan mit Sichtbarmachung von Muskeln schwer beeindruckt. Neu bis dato war mir die Tatsache, dass Insekten auch Muskeln haben. Das Bild werde ich auf jeden Fall nicht so schnell vergessen. 5000 Insekten pro Tag sollten digitalisiert werden, um dieses Mammutprojekt zu stemmen.

Vorhandene Metadaten sind auch bei der Sammlungserschließung eines Museums unheimlich wichtig. Filigrane Handarbeit, aber auch künstliche Intelligenz erweisen sich als nützlich, wenn die vielen Labels in das digitale Format übertragen werden sollen. Und diese Daten ermöglichen erst die weitere Erforschung der Einzelobjekte in aller Welt.

Die Umstände der Corona-Pandemie verdeutlichen, wie wichtig eine ordentliche digitale Sammlungserschließung für Forscher:innen rund um den Globus ist. Aber auch andere Menschen haben ein zunehmendes Interesse am digitalen Zugang zu den digitalen Sammlungsobjekten.

Neue Nutzergruppen durch Digitalisierung

Open Science, also offene Zugänge zu wissenschaftlichen Projekten, an denen auch Bürger:innen mitarbeiten können, ist beispielsweise auf www.zooniverse.org (People-powered research) zu finden. Dr. Frederik Berger erzählt davon, dass interessierte Freiwillige die Wissenschaftler:innen durch Transkriptionsarbeiten unterstützen. Sie bringen via Website-Plattform die alten Etiketten in eine digitale Form.

Durch die Sammlungsdigitalisierung verändert sich auch die Sicht auf die Objekte. Diese wirken fast schon ästhetisch in ihrer Darstellung, wie beispielsweise ein vollautomatisierter Scan eines Allosaurus-Schädel mittels CultArm3D (Fraunhofer) zeigt. Ebenso beeindruckende Bilder liefert der Darmstädter Insektenscanner von DINARDA ( Digitales Naturhistorisches Archiv Darmstadt e.V.). Ein ganz besonderes Naturerlebnis erfasst mich, wenn ich diese faszinierenden Fotos und Scans sehe. Alle Tee- und Kaffeetassen hoch und ein Prosit auf dieses tolle Onlineformat!

Meine Fragen im YouTube-Chat

Das Coole am Kaffeeklatsch-Format ist, dass jede Teilnehmer:in Fragen stellen darf, die dann auch wirklich beantwortet werden. Das ist ein riesiger Vorteil dieses gemütlichen Ambientes. Im anschließenden Mitschnitt befinden sich auch die Antworten auf die von mir gestellten Fragen:

  • Inwiefern hilft das noch nicht abgeschlossene Studium der Informationswissenschaften die Digitalisierungsarbeit?
  • Wie viele Institutionen und Museen digitalisieren in dem Ausmaß, wie ihr das am Museum für Naturkunde Berlin macht?
  • ​Könnt ihr bereits ungefähr abschätzen, wie lange eure Daten tatsächlich haltbar sein werden? Stichwort: technologische Weiterentwicklung, Stromausfall, Cyber-Attacken etc.
  • Welche Sicherheitsmaßnahmen müsst ihr treffen, wenn ein Objekt fotografiert wird? Gibt es da eventuell auch gefährliche Stoffe von früheren Konservierungsmaßnahmen?
  • Video-Mitschnitt vom Kaffeeklatsch mit Wissenschaft

Rosi Würtz

Soziologin mit den Schwerpunkten Digitalisierung und Gesundheit, derzeit Promotion (Uni Bonn) über betriebliche Gesundheitskommunikation von Krankenhäusern in sozialen Medien, staatlich anerkannte Physiotherapeutin mit einem Faible für Paläontologie und Raumfahrt

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner