Podcasting mit einfachen Mitteln

Veröffentlicht von Rosi Würtz am

Im Mai 2007 startete ich mein erstes Podcasting-Projekt mit meiner Digitalkamera an der Universität Bonn. In diesem Jahr wurde das erste iPhone veröffentlicht, aber die Idee, Podcasts mit Smartphones aufzuzeichnen, stand wirklich noch am digitalen Sternenhimmel. Ich werde den Moment nicht vergessen, als ich über den staubigen Fußgängerweg auf der Poppelsdorfer Allee in Bonn ging und dachte: „Ach, was wäre das toll, wenn ich die Soziologie-Vorlesungen zur Prüfungsvorbereitung noch einmal ansehen könnte.“ Ich stand damals vor meiner mündlichen Magisterprüfung, die ich im Herbst 2007 absolvieren sollte.

Podcasting @ Universität Bonn

Audiovisuelle Aufzeichnungen von Vorträgen und Interviews waren mir durch diverse Videoprojekte bereits bekannt. Warum als nicht einfach kurzer Hand bei meinem Soziologie-Professor und Prüfer anfragen, ob er an einer Videodokumentation seiner Vorlesungen interessiert sei?! Gedacht! Gemacht!

Am 3. Mai 2007 startete ich also versuchsweise eine erste Podcast-Aufnahme der Vorlesung „Elementare Formen des sozialen Lebens: Recht und Religion“ von Professor Werner Gephart (Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie, Universität Bonn). Damals zählte YouTube zu den Geheimtipps für Videoverrückte und war als Online-Videoplattform eher unter Internet-Nerds bekannt. Google bot jedoch eine Upload-Funktion auch für längere Videos und so packte ich die ersten Podcast-Episoden dort auf den Server von Google Videos.

Einfache Hardware und Software im Podcasting-Einsatz

Videoschnitt: Soweit ich mich heute erinnern kann, erledigte ich die Schnittarbeit mit einer Schnitt-Software von MAGIX. Adobe Premiere Pro und einen Apple Computer konnte ich mir damals als Studentin nicht leisten. Es ist meiner Meinung nach bemerkenswert, mit welch einfachen Mitteln wissensförderliche Videos erstellt werden können. Heute ist dies noch viel einfacher möglich und mit Künstlicher Intelligenz werden wir in Zukunft noch ganz andere Möglichkeiten erhalten, um ansehnliche Medien zu erstellen.

Zurück ins Jahr 2007: Das Thema Podcasting war zum Startpunkt meines Podcasts über die Soziologie-Vorlesungen nicht gänzlich neu. In meinem Nebenfach „Kommunikationsforschung und Phonetik“ hatte Professor Wolfgang Hess bereits seine Vorlesungen in Form von Audiodateien aufgezeichnet und uns Studierenden zur Verfügung gestellt. Neu war jedoch die audiovisuelle Aufzeichnung und die digitale Online-Verbreitung, die ich als Möglichkeit ins Spiel brachte.

„Aus der anfänglichen „Notsituation“, den Vorlesungsstoff noch einmal mit Hilfe einer audiovisuellen Konserve wiederholen zu können, wurden mehrere Semester mit wöchentlichen Podcasting-Aufnahmen.“

Kathrin Rosi Würtz über Podcasting @ Universität Bonn

Meine Canon MV200 (digitaler Camcorder) hatte ich kurz vor meinem Abitur im Jahr 1999 von meinen Eltern geschenkt bekommen. Und selbst nach 8 Jahren Dauereinsatz tat sie immer noch ihren Dienst. Gebannt wurde das Geschehen vor der Kamera auf Magnetbändern im Format miniDV. Die aufgenommenen Vorlesungen musste ich demnach noch in Echtzeit vom Band über einen Analog-Digitalwandler und entsprechender Grafikkarte auf meinen PC bringen. Heute ist eine solche zeitintensive Überspielung von Videomaterial kaum noch vorstellbar. Hinzukamen regelmäßige PC-Abstürze, die das Ergebnis von mehreren Arbeitsstunden in Sekundenschnelle zerstören konnten. Geduld ist definitiv eine Tugend, die ich während dieser Zeit lernen musste! Podcasting war damals kein Zuckerschlecken!

Mehr als nur eine Episode…

Leider sind die Podcast-Episoden nicht mehr online verfügbar. Hier ein paar Themen, die im Lauf der Zeit besprochen wurden, nebst Gastredner:innen, die ebenfalls digital mittels Podcasting „festgehalten“ wurden:

  • „Elementare Formen des sozialen Lebens: Recht und Religion“ von Professor Dr. jur. Werner Gephart (Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie, Universität Bonn, Sommersemester 2007)
  • „Theorie und Ideengeschichte: Gesellschaftstheorie und Politik“ von Prof. Dr. jur. Werner Gephart (Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie, Universität Bonn, Wintersemester 2007/2008)
  • „Theorie des sozialen Lebens: Recht und Religion“ von Professor Dr. jur. Werner Gephart (Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie, Universität Bonn, Sommersemester 2008)
  • „Was sieht man hier? Plädoyer zur Verwendung visueller Daten in der qualitativen Sozialforschung“, Antrittsvorlesung von Dr. phil. Kornelia Hahn (Universität Bonn, Juli 2008)
  • Mitschnitt der Eröffnung des Trinationalen Graduiertenkollegs (Universität Bonn, Oktober 2008)

Rosi Würtz

Soziologin mit den Schwerpunkten Digitalisierung und Gesundheit, derzeit Promotion (Uni Bonn) über betriebliche Gesundheitskommunikation von Krankenhäusern in sozialen Medien, staatlich anerkannte Physiotherapeutin mit einem Faible für Paläontologie und Raumfahrt

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