Strategische Gesundheitskommunikation und Social Media

Veröffentlicht von Rosi Würtz am

Als die neue Mitarbeiterin Frau L. von der Personalabteilung um ein Feedback gebeten wird, warum sie sich vor einem halben Jahr für dieses Unternehmen entschieden habe, antwortet sie: „Die Entscheidung fiel mir relativ leicht, als ich neben der agilen Ausrichtung der Unternehmensleitung die authentischen Aussagen der Mitarbeiter auf YouTube und Facebook gesehen und die gute Bewertung auf kununu gelesen hatte.”

Wandlungsprozess durch Digitalisierung

Unternehmen befinden sich dank der Digitalisierung der Arbeits- und Lebenswelten, in denen die Mitarbeiter agieren, in einem enormen Wandlungsprozess. Die Menschen und ihr Wohlergehen werden aus gutem Grund in den Fokus von Planungsprozessen gestellt. Die Unternehmensgesundheit und ihre Präsentation gesellen sich in diesen Kontext. Potenzielle Mitarbeiter betrachten ein nachhaltige Betriebliches Gesundheitsmanagemen – durch die öffentliche Debatte um Burn-out und arbeitsplatzbedingte Rückenschmerzen als wichtige Entscheidungskriterium für den neuen Arbeitgeber.

Employer Branding für gesunde Betriebe

Immer mehr Unternehmen folgen dem Digitalisierungstrend und erkennen in den sozialen Medien eine Chance, sich als zukunftsfähige Arbeitgeber auf dem Arbeitnehmermarkt zu positionieren. Wer sich in seinem Betrieb bereits um die rückengerechte Verhaltens- und Verhältnisprävention kümmert, darf sich nicht davor scheuen, auch davon zu berichten. Hierfür bietet sich sowohl die interne Unternehmenskommunikation als auch die außenwirksame Präsentation im Netz an.

Die körperliche und psychische Gesundheit der Mitarbeiter ist vor allem jetzt in einer durch und durch technisierten Welt zu einem wichtigen Gut geworden und entscheidet nicht selten über den Erfolg von Unternehmen. Employer Branding bedeutet, dass sich ein Betrieb inszeniert und eine attraktive Arbeitgebermarke aufbaut. Für die viel beschworenen Generationen Y und Z sind Social Media die ersten Informationskanäle, wenn es um die Wahl des neuen Arbeitgebers geht.

Social-Media-Strategie

Entscheidet sich ein gesundheitlich handelndes Unternehmen für den Aufbau einer attraktiven Arbeitgebermarke, so muss zuerst eine handfeste Strategie entwickelt werden. Welche Ziele werden verfolgt? Sind die Ziele spezifisch, messbar, ausführbar, relevant und terminiert (SMART)? Welches Budget und Personal stehen zur Verfügung? Erst wenn diese Basis geklärt ist, macht es wirklich Sinn, die passenden Social-Media-Kanäle in den Strategieprozess zu integrieren.

Gesunde Betriebe in Social Media inszenieren

Eine erfolgreiche Social-Media-Strategie macht kein Unternehmen nebenbei, ebenso wie beispielsweise ein nachhaltiges betriebliches Gesundheitsmanagement nicht innerhalb weniger Tage aus dem Ärmel zu schütteln ist. Beides sind jedoch Prozesse, die auf lange Sicht die unternehmerische Zukunft massiv mitgestalten werden.

Jedes Unternehmen produziert während des täglichen Arbeitsprozesses „Geschichten”, die mittels Storytelling und eventuell passendem audiovisuellem Material publikumswirksam veröffentlicht und somit die Arbeitgebermarke stärken können. In einigen Unternehmen posten Social-Media-affine Mitarbeiter über ihren Arbeitsalltag und erzielen teils hohe Reichweiten, weil sie authentisch von sich und ihrem Arbeitsplatz berichten. Wichtig ist an dieser Stelle, dass eine gemeinsam akzeptierte Netiquette den Ton der Kommunikation im World Wide Web bestimmt.

Gemeinsam erlebte Gesundheitstage und Firmenläufe, die ergonomische Einrichtung und Benutzung des Arbeitsplatzes, aktiv gestaltete Meetings und andere Maßnahmen zur betrieblichen Gesundheitsförderung bieten sich hervorragend für die Berichterstattung in den Social-Media-Kanälen an. Gutes tun und darüber berichten, ist auch hier die Devise.


Dieser Fachbeitrag ist erstmalig im Magazin „AGR aktuell: Interdisziplinäre Fachinformationen“ [2. Ausgabe 2018, 24. Jahrgang, Nr. 60] der Aktion Gesunder Rücken erschienen. Das komplette Magazin kann hier als pdf-Datei heruntergeladen oder online angesehen werden: www.agr-ev.de/medien/agr_aktuell_2-ausgabe-2018/

Ergänzung: Gesundheitskommunikation ist ganz und gar nicht einfach. Es gibt auch keine Patentrezepte für den strategischen Einsatz von Social Media. Nicht zuletzt die Coronapandemie hat gezeigt, dass eine rechtzeitige Auseinandersetzung mit sozialen Medien für eine gelingende Kommunikation essenziell ist. Hier ein paar Anregungen, die ich in Form von Fachbeiträgen veröffentlicht habe:

Kategorien: Digital Social Medial

Rosi Würtz

Soziologin mit den Schwerpunkten Digitalisierung und Gesundheit, derzeit Promotion (Uni Bonn) über betriebliche Gesundheitskommunikation von Krankenhäusern in sozialen Medien, staatlich anerkannte Physiotherapeutin mit einem Faible für Paläontologie und Raumfahrt

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