Ein digitales Jahrzehnt
Kürzlich erst sagte mein Schwager zu mir: „In den 10er Jahren hat das mit Social Media ja erst so richtig begonnen!“ Oh je, wie Recht er hat und doch begleiten mich die sozialen Medien schon viel länger. Dies hier soll so eine Art Jahresrückblick 2019 werden und doch werde ich mehr schreiben als in das letzte Jahr passt.
Was heißt denn hier sozial?
Das kleine feine Wörtchen „sozial“ hat für Soziologinnen wie mich eine ganz andere Bedeutung als für die Otto-Normalverbraucherin. Hier soll es jedoch nicht um hochtrabende soziologische Defintionen gehen, sondern um die sozialen Medien. Ja, sie sind sozial, weil sie sich auf andere Menschen beziehen, auch wenn Inhalte mittlerweile sehr „asoziale“ Züge in Form von Shit Storms und Online Bulling annehmen können.
Wenn ich mich richtig erinnere, habe ich das erste Mal von Facebook und Co. im Jahr 2005 gehört. Im Jahr 2009 organisierte ich bereits meine Forschungsprojekte via Social Media, sei es der Forschungsflashmob am Bonner Hofgarten oder meine Seminare an der Universität Bonn. Der Gegenwind, den ich von meinen Wissenschaftskollegen damals ins Gesicht geblasen bekam, glich mehr einer stürmischen Verachtung, manche taten es auch als kindische Spielerei ab.
Auf Umwegen zurück ins Internet
Das Jahrzehnt begann für mich mit Stress und einer großen Portion Unzufriedenheit. 2010 riss ich mir auch noch mein Kreuzband im linken Knie. Das hatte ich also davon: Mit sportlichem Ehrgeiz kompensierter Frust endet nicht gut und schlimmsten Fall auf dem OP-Tisch! Ich war verägert darüber, dass meine Forschungsprojekte nicht die Anerkennung erlangten, die ich mir erhofft hatte und war auch sonst sehr unzufrieden mit meiner Situation während meiner Promotion. Ausschließlich theoretische Arbeit lag mir noch nie und so suchte ich nach einer Tätigkeit, die meine praktische Seite befriedigen sollte. Doch permanent Podcasts für meinen Professor ohne finanzielle Unterstützung zu erstellen, konnte auf Dauer nicht gut gehen.
Hallo Physiotherapie!
Nach meinem Austritt aus dem Wissenschaftsbetrieb absolvierte ich eine sehr praktische Ausbildung zur staatlich anerkannten Physiotherapeutin. Während dieser Zeit rückten die sozialen Medien ein wenig in den Hintergrund, auch wenn ich bereits 2012 das Weblog BackStagePHYSIO.de ins Leben rief. Die Beiträge dort waren eher sporadischer Art, aber sie waren ein Anfang. Gebloggt hatte ich bereits ab 2006 über meine Bollywood-Magisterarbeit und so nutzte ich diesen Kanal, um über meine Ausbildung zu berichten.
2013 startet ich mit dem ersten Interview auf BackStagePHYSIO.de. Das aus diesen Interviews eine ganz Reihe werden sollte, ahnte ich damals nicht. Im selben Jahr hatte ich endlich wieder die Gelegenheit, ein kleines Video über den Besuch des Paralympioniken Henry Wanyoike zu drehen und zu schneiden. Die Medienarbeit war also nie so ganz weg, trotz der vielen Lernerei von Anatomie und manueller Geschicklichkeit.
Back to Social Media
So ganz geht man ja nie und deshalb bin ich heilfroh, dass ich in Sachen Social Media doch noch den Anschluss gefunden habe. Während meiner Tätigkeit als Mediaberaterin in einem Bonner Verlag entdeckte ich die Kraft meines sozialen Netzwerks wieder. Für die Organisation eines Unternehmertags in Köln fielen meine Kenntnisse in Sachen „Soschal Mädia“ auf fruchtbaren Boden. Und auch die Teilnahme an meinem ersten BarCamp und Tweet-up entfachten das Feuer für die sozialen Möglichkeiten des Internets neu.
Manchmal sind Bedenken durchaus berechtig, wenn es um die Anwendung von sozialen Onlinekanälen geht. Aber leider sind immer noch einige Unternehmer fest davon überzeugt, dass Social Media mal eben von einer Sekretärin auf 400 EURO Basis zu bewerkstelligen sein. Mittlerweile bin ich nicht mehr enttäuscht, wenn mir derartige Sätze entgegen fliegen, sondern froh, dass ich weiß, wo ich dran bin.
Eine verständliche Aufklärung über Möglichkeiten und Grenzen der sozialen Medien sind in diesen Gesprächen von hoher Wichtigkeit. Und nicht aufgeben, sondern dranbleiben, wenn Social Media mal wieder „nur als Spielerei“ abgetan werden.
In diesem Sinn erhoffe ich mir vom nächsten Jahrzehnt viele spannende und „soziale“ Entwicklungen im World Wide Web. Ich bleibe auf jeden Fall strategisch neugierig und es gibt auf jeden Fall social-medial noch einiges zu tun!